Innenstadtwettbewerb sorgt für Diskussionsstoff

Innenstadtwettbewerb sorgt für Diskussionsstoff

Die Ergebnisse des derzeit ausgestellten städtebaulichen Wettbewerbes zur Gestaltung der Innenstadt hat zu reichlicher Diskussion unter der Bevölkerung gesorgt.
Auch das Stadtforum erarbeitet derzeit ein Papier mit einer Stellungnahme zu den Ergebnissen.
Als häufigster Kritikpunkt kristallisiert sich aber der steife Planungsrahmen – vorgegeben durch die Stadtverwaltung – heraus, der viele gute Ideen von vornherein abgewertet hat. Weiterhin wurde die Ausrichtung des Wettbewerbes auf investorfreundliche Belange sowie die zu hohe Wichtung von Handel und Gewerbe kritisiert.
Hier gibt es sicher noch einigen Diskussionsbedarf. Aus diesem Grunde können wir nur alle interessierten Bürger auffordern, sich die Ausstellung anzuschauen. Diese ist noch bis zum 04. September im Erdgeschoss des Park- und Geschäftshauses Johannisplatz 8 zu sehen.
Nur durch aktive Bürgerbeteiligung können wir helfen unsere Stadt mitzugestalten und unsere Belange einbringen.

Ausstellung Wettbewerb Innenstadt

 

Ein Gedanke zu „Innenstadtwettbewerb sorgt für Diskussionsstoff

  1. Ich erlaube mir, etwas ausführlicher hierzu Stellung zu nehmen, da mir eine verbesserte Gestaltung der Innenstadt am Herzen liegt.
    Das Verfahren mit Bürgerbeteiligung ist richtig und wichtig! In der Vergangenheit war diese Verfahrensweise nicht so üblich.

    • 1. Aufgabenstellung des Gutachterverfahrens erscheint zu begrenzt

    • Bereits hier ist der Sinn derselben zu hinterfragen, wenn von vornherein Bearbeitungsgrenzen gezogen werden, damit wichtige Aspekte nicht angesprochen werden sollen.
    • Ein Ziel der Aufgabenstellung war, die Aktivierung der Fußgängerströme in Richtung Brühl. Das sind aber Wünsche, die wohl der Realität nicht gerecht werden. Die Menschen bewegen sich eher nach dem Prinzip der magnetischen Anziehung und der Notwendigkeit. Wenn an einer Stelle nichts zu erwarten ist, gehen die Bürger nicht hin. Es erhebt sich die Frage, warum und wie Fußgängerbeziehungen anziehend gestaltet werden können, damit eben doch ein organischer Fluss der Fußgänger erreicht wird. Auf eine gestalterische Beziehung Brühl zum Zentrum wurde schon zu DDR-Zeiten kaum Wert gelegt. Und das kann heute nur bedingt kompensiert werden. Die Großklotzigkeit der DDR-Stadtplanung mit ihren breiten Straßen wird uns auch weiter an einer organischen Entwicklung hindern. Im Stadtplan von 1951 reichte der Brühl jedenfalls noch fast bis zur Brückenstraße!
    • Die Zentrumsentwicklung sollte sich auch nach Süden, also zum Reitbahnviertel hin orientieren, weil hier typische Zentrumsfunktionen fehlen. Auch der Außenbereich des Brühlviertels entlang der Mühlenstraße muss entwickelt werden.

    • Die angebliche Unterversorgung von Handelsflächen im betrachteten Bereich in Höhe von 20000 m2 durch Vorschläge von Gebäudeflächen zu erzielen, widerspricht offenbar dem wirklichen Bedarf. Und wenn schon, dann entlang der wichtigen Fußgängerbeziehungen Zentrum-Bahnhof, Johanniskarree, Mühlenstraße, Reitbahnstraße.
    • Man darf keinesfalls die Straßensysteme in der Innenstadt so gut wie vernachlässigen, und nur die Entwicklung der Bauten und Flächen als Arbeitsgrundlage ansehen. Man spricht hier von einem „strangulierenden Korsett“ des Straßensystems. Dieses verhindert oder erschwert deren gefahrlose Querung. Die Aufgabenstellung grenzte aber da bereits wichtige Bereiche aus, sodass nur der Bereich der Baufelder längs der Straße der Nationen und Bahnhofsstraße sowie Theaterstraße Richtung Georgstraße betrachtet wurde. Es wurde offenbar eine Veränderung der Bundesstraßen und Staatsstraße B169 und B173, B174, S 236 nicht mit betrachtet, was als bedeutender Mangel zur Zentrumsentwicklung angesehen wird.

    • Querbarkeit und städtebauliche Integration der Bahnhofstraße und Brückenstraße bei gleichzeitiger Sicherung ihrer heutigen Verkehrsfunktion, wie in der Aufgabenstellung gefordert, sind nicht möglich!

    • Die Weiterführung des Innenstadtringes muss eingefordert werden. Der Zustand vor dem Überweg Tietz-Zentralhaltestelle ist unerträglich!
    • Die Beziehung Hauptbahnhof-Busbahnhof-Zentrum hätte mit untersucht werden müssen.

    2. Zu den Wettbewerbsergebnissen allgemein

    Von vornherein wurde richtigerweise angestrebt, dass nicht ein Einzelentwurf die Vorlage für die künftige Weiterplanung sein soll, sondern die positiven und negativen Aspekte aller Entwürfe zu betrachten und weiter zu verarbeiten sind.

    • Es geht nicht an, einen Entwurf ohne Abstriche durchzusetzen, wie das ein Bürger forderte. Es ist aber auch nicht möglich alles zu verwerfen, das bringt nicht weiter.

    • Die Bebauung des Baufeldes vor der Johanniskirche wird als positiv angesehen und soll ja auch als erstes realisiert werden. Die Art der Bebauung aber den Bauherren vorzuschreiben, wird sich als schwierig erweisen. Wichtig ist die Struktur der Verkehrswege vorzugeben, die Art der Erdgeschosszonen und Dachgestaltung.
    • Rang 2 und 3 haben keine Bebauung am Stadthallepark vorgesehen, was als richtig angesehen wird. Das Alleinstellungsmerkmal Park-Stadthalle und Hotel muss erhalten bleiben und seine Sichtbarkeit. Dagegen muss die Rückseite der Rote-Turm-Galerie rund um den Roten Turm eine Belebung erfolgen. Eingeschossiger Baukörper scheint günstig und die Öffnung der Rückseite Galerie mit Restaurant o.ä.
    • Die Durchlässigkeit des SIB-Gebäudes Richtung Theaterplatz und Brühl muss sehr großzügig erfolgen. Das große Fenster wird begrüßt.
    • Zum Straßensystem um das relativ kleine Zentrum wurde bereits oben alles gesagt. Werden die Straßen erst verkehrsberuhigt, kann auch an eine kammartige Bebauung der breiten Straßen gedacht werden.
    • Auch an die Entwicklung der Mühlenstraße und Reitbahnstraße muss hier mit gedacht werden, um ein organisches Zentrumsgebilde zu erreichen.
    • Die Entwicklung der Brückenstraße zu einer massiven Grünzone wird abgelehnt. Wer soll die Bäume pflanzen und pflegen. Besser wäre, den früheren Brückenmarkt wieder dort zu beleben und den jetzigen Rathausmarkt mit seiner zu großen Verdichtung fast jeden Tag frei zu halten und nur für besondere Festmärkte frei zu geben.
    • Eine bedeutende Bremse für die Innenstadtbelebung sind die Parkgebühren. Die vielen Garagenbauten direkt im Zentrum veranlassen die Menschen zu einem Zeitlimit, in dem sie sich in der Stadt aufhalten wollen. Man müsste auch Parkbereiche freigeben in Zentrumsnähe.
    • Die Fußgängerrelation Bahnhof zum Zentrum muss eine erlebbare Gestaltung erhalten. Bis zum Zentrum läuft ein Fußgänger völlig schutzlos gegen die Hauptwindrichtung, es gibt kaum straßenbegleitende Bebauung und keine Geschäfte. Das ist es auch, was Bürger abhält, in der Innenstadt sich wohlzufühlen.

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