Standort für die Skulpturen „Vier Tageszeiten“ von Johannes Schilling
Seit 1908 befinden sich die Sandsteinoriginale der Figuren in Chemnitz, weil sich in Dresden durch die Elbluft bedingt, Erosionserscheinungen andeuteten. Deshalb wurden die Figuren noch einmal in Bronze gegossen und an der Brühlschen Terrasse aufgestellt.Wer die räumliche Wirkung des Schlossplatzes in Dresden kennt mit den imposanten Bauwerken des Georgentores, der Kathedrale und des Aufganges zur Brühlschen Terrasse wird einsehen, dass die Wirkung der Figuren am besten am jetzigen Standort zur Geltung kommt. Sie ist nur zu begreifen im Kontext dieses romantischen Schlossparkraumes. Für diesen Standort gab es ja einen Wettbewerb; Schillings Entwürfe erhielten den 1.Preis, Franz Schwarz war der Bildhauer.
Der erste Aufstellort in Chemnitz am Theaterplatz mit der Erhöhung der hinteren Figuren und Wasserspiel war deshalb wohl auch der beste, den es hier gab, weil ringsum Grünraum da war. 1928 mussten sie dem „Chemnitzer Hof“ weichen und wurden 1936 im Schlossteichpark wieder aufgebaut. Der jetzige Standort ist ebenfalls im Zusammenhang mit Park und Brunnen als wirksam anzusehen. 80 Jahre stehen die Figuren dort und haben den sauren Regen durch Industrieabgase und Vernachlässigung überstanden. Eine Restaurierung erfolgte 2011. Es handelt sich gewiss um die wertvollste Figurengruppe, die Chemnitz besitzt. Sie soll auch noch lange bestehen bleiben.Was ist derzeit der Grund für Ideen zur Umsetzung der Skulpturen? Ein Grund ist der versteckte Standort. Zu wenige Besucher sehen sich diese Figuren an. Gleichzeitig haben Vandalen dort ungestört Zeit, sich daran zu schaffen zu machen. Ist aber ein Standort mit viel Begängnis eine Gewähr, dass die Figuren nicht beschädigt werden? In Dresden stehen sie auf den Postamenten viel höher als hier.
Bei den Standortvorschlägen scheint der Phantasie keine Grenze gesetzt. Muss aber erst wieder ein externes Expertengremium tagen, um einen Standort zu ermitteln? Angesichts der städtebaulichen Situation, der Einzelbauten aus der Entstehungszeit darf behauptet werden, dass es einen repräsentativen Standort in zentraler Lage hier nicht gibt. Es geht nicht darum, die Figuren auf dem Theaterplatz oder dem Markt “unterzubringen”. Das ganze Umfeld sollte stimmig sein. Die Figuren verlangen Ruhe und Besinnung. Diese ist derzeit im Schlosspark gegeben. Sollte man vorläufig dort eine gute Ausleuchtung und Kameras installieren, wäre das auch eine Lösung. Auf lange Sicht sollte man an unsere Nachkommen denken und diese Figuren in einem Lapidarium aufstellen. In der Zitadelle Berlin- Spandau ist in dem riesigen Marstall ein Arsenal an Figuren aus alter und neuester Zeit eröffnet worden, das man bei jedem Wetter in Ruhe betrachten kann und das gut geschützt ist. Außerdem entfällt der Aufwand der Verkleidung und der Reinigung durch Taubendreck.
Da es in Chemnitz ein ähnliches Lapidarium in kleinerer Form am Schlossberg gibt, könnte dieses durch die Originale der Schillingschen Figuren noch aufgewertet werden. Am derzeitigen Standort könnten Abgüsse weiterhin für die Atmosphäre sorgen, die den Ort bei der Umsiedlung der Figuren vor knapp 90 Jahren zur erstem Wahl machten.
Generell wird allerdings bei der Diskussion um einen neuen Standort eines deutlich – es mangelt Chemnitz noch immer an einem überlegten Stadtmarketing. Sowohl Lapidarium als auch die Schillingschen Figuren sind auch deshalb selten Ziele von Touristen und Besuchern der Stadt.
Das Stadtforum Chemnitz hat sich auf seiner letzten Beratung zu diesem Standpunkt verständigt.
M.Backhaus, G. Rehn, K. Richter, F. Kotzerke
Ein Gedanke zu „Standort für die Skulpturen „Vier Tageszeiten“ von Johannes Schilling“
In der “Freien Presse” erschien diese Meinung des Stadtforums am Tag der Stadtratssitzung als neuer, alternativer Vorschlag. Dass der Vorschlag noch von einem Experten, dem Steinrestaurator Herrn Matthias Mann unterstützt wurde, der selbst diese Figuren erst restauriert hat, zeigt die gut durchdachte Ansicht des Stadtforums. Was wird sich aber wirklich dort ändern in den nächsten Jahren. Man darf gespannt sein.