„Wir brauchen wieder höhere Ansprüche!“ sagt Herr Dr. Füßlein

„Wir brauchen wieder höhere Ansprüche!“ sagt Herr Dr. Füßlein

Zum Artikel vom 16.2. in der „Freien Presse“:

Es begann vor 14 Tagen, dass man las, dass sich wieder ein Kuratorium für Baukultur etabliert hat. Es setzt wohl den Tisch der Heimat-und Denkmalpfleger fort, der eingeschlafen war. Es hat den Namen des Kuratoriums übernommen, das einige Jahre bestanden hat und aus Experten bestand, die der Stadt zu mehr Baukultur verhelfen sollten. Aus Kostengründen wurde das nicht weitergeführt, obwohl es gute Ansätze gab.

Welchen Themen sich das neue Kuratorium zuwenden wird, werden wir sehen. Es kann sich vielleicht dem Standort der Schillingschen Figuren, dem Bärenbrunnen oder dem Marktbrunnen widmen. Mit Baukultur im umfassenden Sinne ist allerdings seit 2006 das Stadtforum aktiv und widmet sich der Denkmalpflege, der Industriekultur und der Mobilität in der Stadt durch Vorschläge, Kritik und dem Bestreben, mit der Stadt ins Gespräch zu kommen. Seit der neue Baubürgermeister Herr Stötzer da ist, gelingt das viel besser als mit Frau Wesseler. Jetzt werden Baulücken konstatiert von Herrn Füßlein, der erstmals zu Fuß die Limbacher Straße lang gegangen ist. Diese Methode betreibt das Stadtforum seit Langem, denn die Stadt ist erst richtig zu erleben durch die Eindrücke aus der Fußgängerperspektive.

Woher stammen denn die vielen Lücken und ungestalteten Flachbauten? (Beispiele, Zschopauer Str.152, Palmstraße-Ecke Reinhardstraße, Limbacher Str. Marmorpalast, Leipziger Str., Neefestraße83, Lützowstraße, Hartmannstraße 16 u.a.) Einmal war dies die Abrissförderung, mit der die GGG ganze Straßenzüge veränderte, aber Plattenbauten sanierte. Auch der Bauausschuss sprach sich oft für diese Abrisse aus. Es fehlte und fehlt einfach ein Stadtarchitekt, der vor allem gestalterisch Einfluss nimmt und bei Bauanträgen prüft, ob das Stadtbild dadurch besser oder schlechter wird. Dann muss man aber auch Eigentümer verstehen, die schlicht kein Geld haben, ihr Haus zu sanieren. Was wäre zu tun? Im Interesse der Stadt sollte es für Letztere Möglichkeiten geben, durch einen Fond Unterstützung zu gewähren.

Nur wenige Investoren waren und sind mit dem Herzen dabei und erwerben Denkmalobjekte um sie zu sanieren und umzunutzen, wie z.B. der Stadtrat Herr Faßmann. Der Drang nach neuen Gewerbe-und Wohnbauflächen ist verständlich, aber wir können die Landschaft nicht weiter zersiedeln. Im Stadtgebiet gibt es genug zu revitalisieren, dort könnte gebaut werden. Dann sollte an Satzungen gedacht werden, die früher Traufhöhen, Baufluchten und die Art der Bebauung strenger eingrenzten. Das riesige Eugenheimgebiet Rabenstein Riedstraße würde besser aussehen, wenn Vorgaben gemacht worden wären. Das ist keine Verhinderung der Freiheit des Bauens wie ein Stadtrat sagte, sondern gut für das Stadtbild. Ließe man bestimmten Großinvestoren hier freie Hand, würde gerade unser Stadthallenpark zu einem Hinterhof verkommen. Der Wert des Ensembles wird auch heute noch von manchen nicht erkannt, wohl aber von Auswärtigen.

Noch vor zwei Wochen war „Die Linke“ für den Abriss der Annaberger Str. 110. Heute hört man, dass sie für Baukultur an den Ausfallstraßen plädiert. Als die Viadukt-Debatte die Bevölkerung erreichte, war lange nichts von den Stadträten zu hören. Heute ist sogar die Landesdirektion für den Erhalt des Brückenbogens. Auch das ist den Bürgerinitiativen und Verein Viadukt e.V. zu verdanken.

In Zukunft bleibt zu hoffen, dass sich vor allem an den Ausfallstraßen die Stadtverwaltung, die Eigentümer und Bürgerinitiativen Gedanken machen, wie eine Verbesserung des Erscheinungsbildes erreicht werden kann. Besonders gelungene Bauten oder Sanierungen sollten benannt und gewürdigt werden.

Stadtforum Chemnitz                                                        21.2.2018

(Der Artikel erschien gekürzt in der Ausgabe der FP vom 7.März 2018

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