Schauspielhaus Chemnitz-quo vadis?
Die kleine Bürgerinitiative Stadtforum Chemnitz versucht seit bald 20 Jahren Einfluss zu nehmen auf städtebauliche Fragen und Probleme in Chemnitz. In der Abrisswelle gab es meist nur Niederlagen und man musste zusehen, wie hochwertige Gebäude dem Bagger zum Opfer fielen. Als die Deutsche Bahn vor etwa 10 Jahren begann, den Abriss des eisernen Viaduktes vorzubereiten, regte sich Widerstand. Stadtforum und Viadukt-Verein führten eine permanente Auseinandersetzung mit der Deutschen Bahn und der Stadtverwaltung. Das EBA (Eisenbahnbundesamt) fällte am Ende die Entscheidung zur Sanierung. Heute können wir stolz sein, dass diese erfolgt ist und der Platz darunter aufgewertet wurde.
Die Zukunft des Schauspielhauses ist auch so ein harter Brocken. Das Schauspiel im Spinnbau sollte eine Ersatzbühne sein. Jetzt wird diese zur Dauerlösung vorgeschlagen, wie wir neulich aus berufenem Munde erfuhren. Man habe dort Flächen ohne Begrenzung, ein Bühnenturm ließe sich auch bauen und eine große Garage würde Platz finden. Das sind die derzeitigen Argumente, die bald dem Stadtrat zur Entscheidung vorliegen.
Die Kostenschätzung durch das Büro Fellendorf GmbH liegt derzeit bei 34 Mill.Euro. Die Begründung erfolgte nach einer gründlichen Bearbeitung des Projektes und wurde uns vorgestellt. Das jetzige Schauspielhaus hat eine Verknüpfung mit dem Seniorenheim, die historisch bedingt ist. Nach dem Krieg war der Saal des Heimes das Ersatztheater. Diese Verbindung besteht seit 45 Jahren und war kein Grund der Schließung. Die Erneuerung des Brandschutzes und die Barrierefreiheit waren die wichtigsten Gründe der Schließung.
Deshalb sind wir der Meinung, dass sich der Schauspielbetrieb in den 40 Jahren im Neubau bewährt hat und die Schauspieler und Bürger der Stadt diese Spielstätte regelrecht in ihr Herz geschlossen haben. Ein würdiger Vorplatz, ein angeschlossener Park und die zentrale Lage machten das Haus zu einer Inkunabel der Stadt. Sicher ist die komplizierte Sanierung aufwändig und die Verbindung zum Seniorenheim bliebe erhalten. Aber das ist machbar. Es geht hier um das Alleinstellungsmerkmal eines Stadttheaters!
Würde es zum Ausbau des Spinnbaus zu einem neuen Stadttheater auf lange Zeit kommen, muss man die Reaktionen der Besucher von vornherein bedenken: Man geht von einer Stadtstraße in einen Industriebau. Das mögen viele nicht und gehen nur widerwillig oder gar nicht mehr hin. Die Kulturhausatmosphäre trägt nicht unbedingt zur geistigen Erfassung der dargestellten Stücke bei. Moderne Stücke mögen da hineinpassen, aber klassische Stücke wohl kaum. Selbst Brecht hat seine modernen Stücke lieber in einem Plüsch-Theater, dem Berliner Ensemble dargeboten. Und das sind dann eben Erlebnisse, wenn man in der Pause durch die Architektur verwöhnt wird.
Der Spinnbau kann trotzdem für Probebühnen, Aufführungen, Werkstätten und Anderes dienen. Immer aber muss auch bedacht werden, dass hier die Stadt Miete zahlen muss auf unabsehbare Zeit.
Und ein Aspekt ist vor einer Entscheidung des Stadtrates unbedingt zu beachten: Sollte dieser sich für den Spinnbau entscheiden, wäre dieser ebenfalls für mehrere Jahre zu schließen, denn der geplante Umbau würde dort einen Spielbetrieb nicht möglich machen. Das heißt, es müsste eine dritte Ersatzspielstätte eingerichtet werden oder ein Betrieb ganz ausfallen. Aus diesem Grund ist eben der Spinnbau eine Ersatzspielstätte, damit ein Umbau des Schauspielhauses in Ruhe vonstatten gehen kann. Und so sollte es auch ablaufen!

Ein Gedanke zu „Schauspielhaus Chemnitz-quo vadis?“
Wird die Stadt Chemnitz Mieter für Objekte, die sie nutzt, macht sie sich abhängig einmal bei der Mietpreisgestaltung und bei nötigen Reparaturen und Umbauten vom Willen und der Bereitschaft des Vermieters. Erfahrungen im negativen Sinne hat de Stadt ja bereits gemacht. Also Vorsicht!