Workshop: Als Fußgänger im Zentrum
Schon früher hat sich das Stadtforum mit dem Erlebnis der Innenstadt aus Sicht des Fußgängers beschäftigt. Diesmal führte die Route von der Jägerstraße am Contiloch vorbei über den Stefan-Heym-Platz, ein Stück Brückenstraße und entlang des jetzigen Hotels(Rawemahaus) am Roten Turm vorbei hinter C&A zur Inneren Klosterstraße, von dort zur Zentralhaltestelle zum Tietz und zurück zur Jägerstraße. Man muss immer auch fragen, wer ist hier der Fußgänger: Jemand der Zeit hat und gemächlich durch die Innenstadt schlendert oder jemand der nur zum Einkauf und wieder nach Hause möchte. Ist es ein Gast der Stadt oder ein eiliger Bürger, der schnell wieder zum Auto in die Tiefgarage will, weil die Parkuhr läuft. Ist es Jemand, der sich für die Bauten sehr interessiert, diese wahr nimmt oder jemand, der auf einer Bank dem Treiben zusehen möchte. Eines ist allen gemeinsam: dass sie ihr Ziel fußläufig erreichen wollen oder müssen. Wir können es bedauern, dass wir kein Zentrum haben wie Freiberg, Pirna oder Weimar. Das moderne Bauen hat aber auch gute Lösungen hervorgebracht. Kaum ein Bauwerk ist hier älter als 100 Jahre und der Ring um das Zentrum wurde zu DDR-Zeiten nach schwerer Kriegszerstörung festgelegt. Ein Straßenring mit breiten Fahrbahnen, wobei zwei, die B 173 und die B 174 das Zentrum tangieren.
Unsere Runde führte von der sehr ruhigen, zu ruhigen Jägerstraße zur lautesten Kreuzung am Stefan-Heym-Platz. Hier fühlt man sich verlassen und hat einen weiten Blick und Weg über die Ampelstege vor sich. Vor dem Archäologiemuseum auch Unruhe und Straßenlärm. Wohltuend empfanden wir die Zone vor dem umgebauten Rawema-Haus. Das hat urbanes Flair. Auch der Blick zum Johannesplatz. Aber schon an den Rückseiten der Kaufhäuser Rote-Turm-Galerie und C&A und später auch Kaufhof entlang zu gehen ist ein langweiliger Akt. Dagegen wirkt die Innere Klosterstraße mit den Bauten der fünfziger Jahre und den Neubauten mit Arkaden freundlich. Der Markt war an diesem Tag nicht voll belegt und das war wohltuend. Man sollte den Verkauf dort reduzieren. Der Markt
ist das Herz der Stadt und soll nicht jeden Tag überfrachtet sein von Ständen, Autos und anderem. Der Marktlärm selbst ist auch nicht ohne. Ein würdiger Brunnen ist seit langem angedacht, aber der Stadtrat muss nun endlich Nägel mit Köpfen machen. Über die Zentralhaltestelle können nur die urteilen, die täglich dort umsteigen müssen und auf den ÖPNV angewiesen sind. Das wollen wir uns nicht anmaßen. Jedenfalls wird die Verdichtung durch die VMS-Bahnen noch neue Probleme bringen. Das Erlebnis, über die Bundesstraße 173 zum Tietz zu müssen, empfinden wir als Zumutung, ja als Gefahr für das Leben der Bürger. Hier muss alternativ gedacht werden, wenn es auch manchen Autofahrer ärgern wird. Von der Annaberger bis zur Zschopauer sollte eine Verkehrsberuhigung erfolgen durch eine Umfahrung bis einmal der innere Stadtring fertig gebaut ist. Das ist ein Hauptthema, das gesondert zu behandeln ist.
Die folgende Aussage kann nicht akzeptiert werden und da haben die Bürger mitzureden: Das letzte Stück von der Augustusburger- zur Rembrandtstraße steht übrigens ganz vor dem Aus. Gregorzyk zu BILD(9.7.2013): „Wir prüfen zurzeit das Verkehrsaufkommen, ob der Lückenschluss überhaupt noch Sinn macht.“ (!)
Innenstadtring Chemnitz, Bestand und Planung; Quelle Freie Presse 12.9.2013
Unser Weg führte uns über den riesigen Parkplatz vor der Johanneskirche. Was ist da angedacht? Das Stück Augustusburger Straße entlang der erhöhten und versteckten Geschäfte ist auch kein urbanes Erlebnis. Die Jägerstraße im oberen Teil ist derzeit umständlich zu erreichen, für Behinderte ist der Aufzug der Treppe defekt. Diese Zone und Wohnbebauung aus DDR-Zeiten mit Geschäften sollte unbedingt erhalten bleiben.
Fazit unserer Überlegungen zwischenzeitlich:
Die Bundesstraße 173 muss ab Reichsstraße bis Dresdner Brücke herausgenommen werden, der Innenstadtring ist als sehr wichtig einzustufen und baldigst herzustellen. Die Aussage kann nicht akzeptiert werden und da haben die Bürger mitzureden: Das letzte Stück von der Augustusburger- zur Rembrandtstraße steht übrigens ganz vor dem Aus. Gregorzyk zu BILD(9.7.2013): „Wir prüfen zurzeit das Verkehrsaufkommen, ob der Lückenschluss überhaupt noch Sinn macht.“ (!)
Die Bahnhofsstraße zwischen Annaberger und Zschopauer ist im Bereich Sparkasse als Fußgängerbereich auszubilden mit Fahrspuren für ÖPNV, Anlieger, Radfahrer. Die Vision der Erweiterung des Zentrums Richtung Reitbahnviertel soll verwirklicht werden-damit kann die „rote Linie“ um das Zentrum weiter werden, einer Großstadt gemäßer.Die Verbindung vom Stadthallenpark zum Brühl/Theaterplatz ist transparenter herzustellen. Die Passage in den Kunstsammlungen sollte wieder geöffnet werden, denn das war der Architekturgedanke gewesen. Das wird im nächsten Workshop untersucht. Weitere Fußgängerbeziehungen Richtung Brühl sind zu entwickeln.
Es sollten wieder mehr freie Parkplätze eingerichtet werden, weil die vielen Parkhäuser und -plätze das Zentrum unattraktiv machen. Das ist auch geschäftsschädigend, denn die Besucher des Zentrums werden ständig mit Parkgebühren belastet. Auch die vielen Angestellten und Bewohner mit ihren Gästen werden davon betroffen.
Unsere Workshops gehen weiter. Thema wird die Anbindung Brühl-Theaterplatz-Zentrum sein.
Fotos: © Stadtforum Chemnitz
2 Gedanken zu „Workshop: Als Fußgänger im Zentrum“
Kann man sich an diesen Workshops auch als Außenstehender beteiligen? Und wo erfährt man vorher den Termin?
@UW: Einmal gibt es unter Kontakt eine Mailadresse, um in einen Dialog zu kommen. Unsere Beratungen sind meist am 2. Dienstag d.M. im UWZ, Ecke Kaßberg/Henriettenstraße ab 18Uhr. Wir freuen uns über Jeden, der sich für Fragen der Stadtgestaltung interessiert. Jeder kann da kommen und teilnehmen. mfG